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Preisträger 2019

Heute, dem 28. September 2019, wurde im Industriemuseum Chemnitz die Sonderausstellung Ich bin ganz von Glas. Marianne Brandt und die gläserne Kunst von heute eröffnet, die bis zum 1. Dezember 2019 zu sehen ist. Die Ausstellung des Kunstverein Villa Arte besteht aus drei Teilen: Arbeiten der Bauhaus-Künstlerin Marianne Brandt (aus der Sammlung des Industriemuseum Chemnitz und des Frankfurter Sammlers Bernd Freese), den Einreichungen zum 7. Internationalen Marianne Brandt Wettbewerb und persönlichen Glasschätzen der Chemnnitzer Bürgerinnen und Bürger, die im Vorfeld nach einem Aufruf eingereicht wurden.

Im Rahmen der Eröffnung wurden auch die Preisträgerinnen des Wettbewerbs in den drei Kategorien Versuchsanordnung, Fotografie und Produktdesign ausgezeichnet. Die Preise sind jeweils mit 5000 Euro dotiert.

Versuchsanordnung
LEVEL, SCREEN, SWAYING von Yvon Chabrowski (Leipzig)

In den Videoskulpturen LEVEL, SCREEN und SWAYING untersuchen Performerinnen den medialen Bild-Innenraum eines Flachbildmonitors und dessen gläserne Grenze. Yvon Chabrowski zeigt die Körper der Performenden in Lebensgröße. Dadurch schafft sie eine Unmittelbarkeit des Gegenübers, das weniger Bild als lebendiger Körper ist. Fast könnte man meinen, die Körper berühren oder um sie herumgehen zu können. Und doch ist immer etwas dazwischen, eine zunächst unsichtbare Glasscheibe, die trennt, gegen die der Körper prallt, auf der der Körper liegt oder steht. Der Screen ist Stütze und Grenze, Schnittstelle und Projektionsfläche. Die Videoskulpturen geben ein alternatives mediales Vorbild im Spannungsfeld medialer Bildproduktion und physischer Erfahrung an die Hand, zu dem Betrachtende sich körperlich ins Verhältnis setzen können.

Yvon Chabrowski studierte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig bei Timm Rautert und Florian Ebner sowie an der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Lyon. Sie absolvierte die Meisterklasse bei Peter Piller in Leipzig. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen internationalen Ausstellungen gezeigt. 2019 erhielt sie ein Stipendium der Hansestadt Rostock und für 2020 ein Stipendium der Villa Serpentara in Olevano bei Rom.

Begründung der Jury: Wenn sich in den Videoarbeiten von Yvon Chabrowski Performerinnen in unbestimmten Räumen hinter Glasscheiben bewegen und dabei den Betrachtenden als lebensgroße Figuren gegenübertreten, verschwimmen alle gewohnten Kategorien von Innen und Außen in einer komplexen zeitgemäßen Allegorik des im Glas-Seins. Dabei entfaltet sie eine Metaphorik des Glases die dieses Material zugleich als Medium der Transparenz, Distanz und Kontrolle anspricht.

Fotografie
Tape Studies von Stefanie Pluta (Köln)

Die Arbeit Tape Studies besteht aus Fotografien, die 2018 am Duisburger Hauptbahnhof entstanden sind. Zwischen den Jahren 1931 und 1934 im funktionalistischen Stil erbaut, erscheint die damals hochmoderne Gleishalle, eine schwebende Konstruktion aus Stahl und Glas, heute in desolatem Zustand. Die Glasfassaden der Bahnsteigkonstruktion sind größtenteils beschädigt und mit Klebeband geflickt. Dadurch entstehen grafische Muster, die wie ein rätselhaftes, eigenständiges Zeichensystem wirken. Tape Studies ist eine fotografische Annäherung an diesen Ort zwischen Transformation und Stagnation.

Stefanie Pluta hat an der Folkwang Universität der Künste in Essen und an der Kunsthochschule für Medien in Köln studiert. In ihrer Arbeit setzt sie sich mit Architektur, öffentlichen Räumen und Raumordnungen, urbanen Phänomenen und Randerscheinungen auseinander.

Begründung der Jury: In den fotografischen „Tape Studies“ von Stefanie Pluta wird das Glas auf beeindruckende Weise als zerbrechliches Material porträtiert, ohne dass dabei die mit diesem Stoff verbundenen Assoziationen von Klarheit und Festigkeit negiert werden. In den Bildern zerbrochener und wieder zusammengeklebter Scheiben erscheint die Widersprüchlichkeit des zugleich festen und brüchigen Glases in einem poetischen Zwischenzustand.

Produktdesign
AO – 
Tea Cans von Valeska Tullney (Hamburg)

„AO“ ist der alte japanische Name für ein Farbspektrum von grün bis blau – die Farbe ferner Berge. Diese fünfteilige Serie von mundgeblasenen Teedosen ist vom japanischen Teeweg inspiriert. Die fließende Oberflächenstruktur lädt zu einer bewussten haptischen Auseinandersetzung mit dem Objekt ein. Der schwere Deckel aus Sandgussbronze altert und ist von Natur aus nicht perfekt. Symbole für Bewegung und Veränderung bei gleichzeitigem inneren Frieden. Die Essenz des Teetrinkens.

Valeska Tullney ist Produktdesign-Studentin aus Hamburg, die an der HAWK Hildesheim studiert. Während ihres Studiums hat sie die verschiedenen Facetten der Glasherstellung kennengelernt und schätzt das Material für seine Vielseitigkeit und Eleganz.

Begründung der Jury: Die poetischen Teebehälter „AO“ von Valeska Tullney sind nicht nur eine subtile gestalterische Antwort auf die von Marianne Brandt in den 1920er Jahren am Bauhaus gestalteten Teegefäße. Es gelingt Tullney, ihre kubischen Teebehälter aus mundgeblasenen Glas, die das Motiv des Kubus auf eine feine poetische und eine sehr eigenartige Weise variieren, durch Farbtöne zwischen blau bis grün sowie anderen Materialeffekte mit landschaftlichen Assoziationen aufzuladen.

Darüber hinaus wurden im Zuge der Ausstellungseröffnung zwei Sonderpreise vergeben.

Sonderpreis gestiftet von der Neuen Schule für Fotografie Berlin
Imperfections von Lara Lütke (Weimar)

Sonderpreis gestiftet von LUMALENSCAPE
GLASS + [X]  = EXUVIA von Anna Holzapfel (Berlin)

Herzlichen Glückwunsch den Gewinnern!

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